Natur neu denken

Natur neu denken

vom Einfühlen und verwandt machen

Nerit Baum, Eva Bothe, Manfred Eichhorn, Simone Fezer, Alfred Mattes, Monika Mattes, Sibylle Mayr, Olga B. Runschke

Eröffnung: 28.05.2025, 17:00 Uhr

Die Trennung zwischen Mensch, Natur und Kultur ist eine Geisteshaltung mit weitreichenden Folgen. Sie bedeutet, dass man „Natur“ als etwas wahrnimmt, das außerhalb von uns existiert. Natur ist demnach etwas, das man benutzen und ausbeuten kann, seelenlos und unabhängig von uns. Dem entgegen steht eine animistische Weltsicht, wie sie heute noch viele indigene Gemeinschaften praktizieren. Sie gesteht jedem Bestandteil der Natur eine Seele zu, zunächst ohne Wertung, und begreift den Menschen als ein Wesen unter Vielen. Aber selbst unsere mechanistisch ausgerichtete westliche Wissenschaft hat inzwischen herausgefunden, dass die Vorstellung einer unbelebten Natur außerhalb von uns ein Trugschluss ist: Natur findet auch in unseren Körpern statt und unsere Existenz ist eng verwoben mit allem anderen Leben auf unserem Planeten. Seien es Mikro-Organismen, die den für uns so lebensnotwendigen Sauerstoff produzieren oder in unserem Darm nicht nur für die Verdauung sorgen, sondern sogar unsere Gefühle steuern können, oder seien es Flüsse, an deren Ufern wir seit Urzeiten siedeln, Wälder, die CO² speichern und verbrauchen, zahlreiche Pflanzen und Tiere, die wir als Nahrung benötigen – ohne diese Akteure sind wir nicht überlebensfähig. Es scheint an der Zeit, dass wir all diese „Wesenheiten“ anerkennen und zu „Personen“ machen, um ihnen den nötigen Respekt zu zollen – und ihnen einen Platz in unserem Rechtssystem zuzuweisen, wie z.B. geschehen mit dem Whanganui River in Neuseeland. Nur wenn wir uns als Einheit begreifen, können wir die Wichtigkeit von Natur- und Klimaschutz erkennen. Doch wie können wir zu diesem Gefühl zurückfinden? Die Erkenntnis ist schon da, reicht aber anscheinend nicht aus, um unser Verhalten zu ändern. Vielleicht braucht es eine neue Kultur, die sich nicht als rein menschliche Angelegenheit begreift. Vielleicht müssen wir uns wieder „verwandt machen“, wie es Donna Haraway fordert. In unserer Ausstellung wollen wir Arbeiten von Künstlern zeigen, die sich mit dem Thema auseinandersetzen und und unterschiedliche Aspekte von „Natur“ in ihren Arbeiten verhandeln.